Samstag, 18. Februar 2017

Johanna (8): Ihr glücklichster Tag!



Mit der Rückeroberung von Orleans im Mai des Jahres 1429 war der erste Teil von Johannas Prophezeihung erfüllt. Aber noch stand der zweite Teil aus: Die offizielle Krönung von Karl VII in der Bischofsstadt Reims. Erst dann würde er sich rechtmäßiger König von Frankreich nennen können.
   Aber wieder einmal verhielt sich Karl, seinem Charakter entsprechend, zögerlich. Er scheute die Kosten und Hindernisse auf dem Weg nach Reims. Schließlich gab er aber dem Drängen Johannes nach und am 23. Juni 1429 machte er sich in Begleitung von Johanna und einem 12 000 Mann starken Heer auf den Weg.
    Zwar  leisteten einige anglo-burgundische besetzte Städte eine Zeitlang passiven Widerstand, in dem sie erst auf massiven Druck hin die Stadttore öffneten und somit Versorgungsnöte im französischen Heer entstanden. Dennoch erreichten sie unbeschadet am 16. Juli ihr Ziel. Reims kapitulierte recht schnell und am Sonntag, den 17. Juli 1429 wurde Karl VII dann in der Kathedrale tatsächlich zum offiziellen König von Frankreich gekrönt.
Und als die Jungfrau sah, dass der König gesalbt und gekrönt war, kniete sie in Anwesenheit aller Herren vor dem König nieder, umfasste seine Knie, weinte heiße Tränen und sagte: " Sanfter König, nun ist der Wunsch Gottes erfüllt, der wollte, dass die Belagerung in Orleans aufgehoben und du in diese Stadt Reims gebracht werden solltest ..., dass du der wahre König bist ..." ...und alle, die zusahen waren tief bewegt
 Man kann wohl mit Fug und Recht behaupten, dass dies der glücklichste Tag im Leben von Johanna war. Binnen eines Jahres hatte dieses Bauernmädel aus der Provinz  - sich von Gott berufen fühlend und von Stimmen geleitet - die Verhältnisse in Frankreich ins Gegenteil umgekehrt. Dabei exakt vorhersagend, was geschehen würde. 
    Nun hier in Reims wurde es für jedermann offensichtlich. Sie war zur Retterin Frankreichs geworden, genau wie es eine ältere Prophetie vorhergesagt hatte, dass Frankreich einmal in grosser Not von einer Jungfrau gerettet werden würde. 
   Bis zu ihrem Tod knapp zwei Jahre später sollte sie aber nur noch wenige glückliche Tage erleben. Von diesem Gipfelpunkt ihres kurzen Lebens ging es fortan steil bergab!

   

Dienstag, 14. Februar 2017

Napoleons schicksalhafte Niederlage


 Schlacht bei WaterlooGemälde von William Sadler (1782–1839)

 Schlacht bei Waterloo
Gemälde von William Sadler (1782–1839)
Konnte Napoleon diese Schlacht gewinnen? Wir antworten mit Nein! Warum nicht? Wegen Wellington? Wegen Blücher? Nein. Wegen Gott! (Victor Hugo)
 Als am 18. Juni des Jahres 1815 das englische und französische Heer bei dem kleinen belgischen Städtchen Waterloo zur Entscheidungschlacht antraten, stand das weitere Schicksal Europas auf dem Spiel. Und Kaiser Napoleon war voller Siegeszuversicht. 
     Er hatte sich einen Schlachtplan ausgedacht, der unter normalen Umständen wohl zum Sieg Napoleons geführt hätte. Aber aber die Verkettung einiger schicksalhafter Zufälle - nennen wir sie ruhig Fügungen - führte zu seinem Untergang.

Der erste dieser Zufälle war, dass es die ganze Nacht hindurch wolkenbruchartig geregnet hatte. Um die Wagen der Artellerie in Bewegung setzen zu können, ließ Napoleon den morastigen Boden erst etwas abtrocknen. So begann die Schlacht mit vierstündiger Verspätung erst um 12.35 Uhr. Ein Umstand, der sich am Ende verheerend aus wirken sollte
Wenn es in der Nacht vom 17. auf den 18. Juni nicht geregnet hätte, wäre die Zukunft anders verlaufen ... eine Wolke, die der Jahreszeit zuwider am Himmel dahinzog, genügte für den Zusammenbruch einer Welt.
 Gegen 16 Uhr hatte das französche Heer das englische Heer schon aus ihrer ursprünglichen Position zurückgedrängt. Sie hatten sich an einem weiter hinter gelegenen Punkt aber neu formiert. Napoleon, den Sieg vor Augen, beorderte die Kavallerie unter General Ney zur entscheidenden Schluss-Attacke nach vorne.

Während er mit seinem Fernrohr noch einmal das Gelände inspizierte, fiel ihm eine kleine Kapelle am Rande auf. Er sah aber keinen Weg, der zu ihr führte. Leicht irritiert fragte er einen ortskundigen Führer, einen belgischen Bauern, ob es da vielleicht ein Hindernis gäbe. Der verneinte, woraufhin Napoleon den Angriffsbefehl für die 3000 Kürassiere gab.

Ob der belgische Bauer Napoleon aus Unwissenheit oder absichtlich getäuscht hatte, ist nie wirklich geklärt worden. Jedenfalls kamen 2/3 der Kavallerie in einem Hohlweg ums Leben, der zur Kapelle führte. Ohne den Hohlweg und die fasche Information wäre die Schlacht wohl um 16.30 Uhr beendet gewesen.

Der übriggegliebene Rest der Kavallerie brauchte zwei Stunden, um die englischen Truppen weitgehendst aufzureiben. Dann schickte Napoleon die Garde ins Feld, um den Sack zuzumachen.

Während also die Schlacht bei Waterloo tobte, waren zwei Truppen unterwegs,  ... das preußische Heer unter Feldmarschall Blücher und ein französisches Heer unter General Grouchy

Als gegen 18.30 Uhr - just in Time- 45 000 Preußen das Schlachtfeld erreichten, bedeutete dies für die englischen Truppen die Rettung. Aber zu verdanken haben sie dies einem jungen Führer, der ihnen - intuitiv - den richtigen Weg wies. Hätte er einen der anderen möglichen Wege gewiesen, wären sie irgendwo im Morast steckengeglieben.

Und wo war Grouchy, der sich ganz in der Nähe des Schlachtfeldes befand,  mit seinen 50 000 Mann abgeblieben? Er irrte in der Gegend umher:
Seinen Auftrag, Blücher zu verfolgen und zu schlagen, verfolgte er so strikt, dass er nicht nach Waterloo eilte, wo Kanonendonner zu hören war. So unterstützte er Napoleon nicht und suchte Blücher vergebens, der schon längst in Waterloo eingetroffen war.
  Es hatte wirklich nicht viel gefehlt und Napoleons Stern hätte heller geleuchtet als je zuvor. Es waren jene skizzierten "Zufälle", die letztlich dazu führten, dass die Preußen rechtzeitig eintrafen ... und die Victor Hugo so treffend in einem Satz zusammenfasste: "Konnte Napoleon die Schlacht gewinnen? ... Nein! Warum nicht? Wegen Gott!"