Freitag, 27. Januar 2017

Johanna (7): Die vorhergesagte Verwundung

 Johanna von Orleans bei der Krönung von Karl VII.

Die Ankunft Johannas und des Ersatzheeres (mit einem Provianttross) in Orleans  begann mit einer Schwierigkeit. Sie konnten die mitgeführten Lebensmittel nicht in die Stadt hineinbringen, weil die die Engländer alle Zugänge bewacht hielten und die Loire wegen starken Windes zu wenig Wasser führte, um übersetzen zu können. 
  Während sie noch berieten, was zu tun sein, drehte sich plötzlich der Wind und  der Wasserpegel stieg. So konnten sie alle Lebensmittel in Barken packen und rüber in die Stadt bringen. Dieses Plötzliche Umschlagen des Windes wurde allgemein als ein Wunder Gottes und günstiges Omen betrachtet.

Der spätere Kampf um Orleans endete, genau wie Johanna es - gemäß ihrer Stimmen - vorausgesagt hatte, mit einer vernichtenden Niederlage der Engländer und führte zu einer Kriegswende. Es wurde zum erhofften Befreiungsschlag.

Ich möchte die Aufmerksamkeit hier auf ein Detail richten, von dem in diesem Zusammenhang berichtet wird.  So schrieb Johanna am 22. April 1829 in einem Brief an ihren Beichtvater Pasquarel, dass sie während der Kämpfe eine Verwundung an Hals und Schulter erleiden würde. Die aber nicht tödlich sein würde. Dies hätten ihr die heilige Katharina und die heilige Margarete, also zwei ihrer "Stimmen", mitgeteilt.    

Tatsächlich wurde sie am 6. Mai durch einen Armbrustbolzen, auf einer Sturmleiter stehend, an Hals und Schulter schwer getroffen. Sie überlebte und setzte später den Kampf fort. 
    Gerade auch diese erfüllte Prophezeiung sollte eigentlich jeden Skeptiker überzeugen, dass hier wohl eine höhere Lenkung vorgelegen hat.

Fortsetzung folgt

Dienstag, 24. Januar 2017

Johanna (6): Göttliche Zeichen?


Johanna von Orleans bei der Krönung von Karl VII.  

Karl VII, der junge französche König, zeigte sich recht beeindruckt von Johannas ersten Auftritt am Königshof und einem anschließenden privaten Gespräch mit ihr. Aber er gehörte zu den vorsichtig-wankelmütigen Naturen, die sich ungerne festlegen. Und so ordnete er an, dass Johanna noch einmal von einem erlesenen Kirchengremium auf Herz und Nieren geprüft werden sollte.

Johanna war davon wenig angetan und hielt das Ganze für einen unnötigen Zeitverlust. Aber sie musste sich wohl oder übel der königlichen Anordnung fügen und wurde ein paar Wochen lang in Poitiers einer strengen Prüfung durch ein kirchliches Komitee unterzogen.

Dort schlug sie sich trotz ihrer mangelnden Bildung recht achtbar. Man war hin- und hergerissen, ob man ihr glauben sollte oder nicht. Schließlich kam es zu folgendem Dialog zwischen einem Kirchenoberen namens Seguin und Johanna:
S:"Glaubst du an Gott?" 
J:Ja, besser als du!" 
S:"Aber Gott will nicht, dass dir geglaubt wird, es sei denn es kommt ein Zeichen, das zeigt, dass wir dir glauben sollen. Wir können dem König nicht den Rat geben auf eine einfache Behauptung hin dir zu vertrauen und Soldaten in Gefahr bringen. Hast du sonst nichts zu sagen?"
J: Im Namen Gottes! Ich bin nicht nach Poitiers gekommen um Zeichen zu geben. Aber bringt mich nach Orleans und ich will Euch Zeichen geben, warum ich gesandt bin."
Der Rat forderte also ein Zeichen, Johanna forderte Vertrauen. Eine klassische Pattsituation!

Schließlich soll es aber doch ein solches Zeichen gegeben haben. In einem privaten Gespräch mit dem König - im Beisein eines Kardinals - soll sie dann dem König ein Zeichen gegeben haben, was ihn endgültig überzeugte.
  
Über dieses "Zeichen" ist viel gerätselt und spekuliert worden. Am Plausibelsten erscheint die Version, dass sie dem König eine Sache gesagt hat, die nur er selber wissen konnte. Angeblich soll es sich um ein besonderes Gebet handeln, dass er in seiner Privatkapelle gesprochen hatte und das Johanna bezüglich Zeitpunkt  und Inhalt richtig wiedergab.
  
Und noch ein weiteres Zeichen soll geschehen sein. Als man Johanna nun eine Waffenrüstung anfertigte, bestand sie auf ein Schwert, was in der Kapelle der heiligen Katherina befinden würde. So hätten ihr es die Stimmen gesagt. Man forschte nach dem Schwert und fand es tatsächlich eingegraben hinter dem Altar.
   Allerdings bleibt auch bei diesem Zeichen eine gewisse Skepsis, weil Johanna hier öfters gebetet hatte. Theoretisch also von dem Schwert gewusst haben konnte. Andererseits begeben sich Gläubige selten bis nie hinter einen Altar ... so spricht denn doch Einiges für die Version von Johanna. Auch der König sah es so, und schenkte ihr begeistert eine Scheide für das Schwert.

Dann endlich war es soweit. Am 29. April 1429 brach Johanna, auf einem schwarzen Hengst mit der Fahne in der Hand,  an der Spitze eines Heeres in Richtung Orleans auf. Ihre eigentliche Mission konnte beginnen.

Fortsetzung folgt

Sonntag, 22. Januar 2017

Johanna (5): Das Mädchen und der verkleidete König


Johanna von Orléans: Das unglaubliche Mädchen



Als Johanna mit ihrer Eskorte im März des Jahres 1429 in Chinon eintraf, war man sich im königlichen Schloße nicht sicher, ob man sie überhaupt empfangen sollte. Ein einfaches Mädchen vom Lande, dass sich als Botin Gottes ausgab und Frankreich retten wollte, hörte sich wohl auch für damalige Verhältnisse recht abenteuerlich an. Andererseits dürfte aber auch am Hofe jene Prophezeiung bekannt gewesen sein, die im Volk kursierte.
   Man entschied sich für einen Kompromiss. Sie sollte erst einmal vom königlichen Rat (Beraterstab) befragt werden.  

Als Johanna dann vor eben diesen Rat erschien, sagte sie: "Ich habe zwei Dinge als Auftrag vom Herrn des Himmels - einmal die Belagerung von Orleans aufzuheben und zum anderen den König zu seiner Weihe und Krönung nach Reims zu führen. "
   Hierzu sei angefügt, dass in Reims traditionell die französischen Könige gekrönt wurden, dies aber im Falle von Karl VII nicht geschehen war, da die Stadt fest in englischer Hand war.
    Der Rat befragte nun Johanna ausführlich, war sich am Ende aber uneins, ob man ihr Glauben schenken sollte oder nicht. Schließlich aber entschied man, dass der König sie anhören sollte.
   Dieser aber zögerte und befahl, dass Johanna erst noch von einigen Kirchenmännern befragt werden sollte. Erst als diese dann auch zustimmten, gab der König grünes Licht für eine Anhörung.

Die Begegnung mit dem König verlief dann etwas seltsam. Johanna hatte gegenüber dem Rat  - wohl im Vertrauen auf ihre Stimmen -  behauptet, dass sie den König - den sie noch nie gesehen hatte - unter Vielen erkennen würde. Und so war man (heimlich) überein gekommen, dies auszutesten. 
    Als sich nun der ganze Hof - etwa 300 Personen - zum Empfang von Johanna im Königssaal versammelt hatte, blieb der König selber erst einmal fern. Stattdessen gab sich jemand anders als König aus. Johanna durchschaute den Schwindel sofort und sagte ihm auf den Kopf zu: "Du bist nicht der König!"
   Als sich schließlich der König - in unauffälliger Kleidung - heimlich in den vollbesetzten Saal schlich und sich unter die Dienerschaft mengte, erkannte sie ihn sofort. Selbst als er abstritt der König zu sein, beharrte sie darauf. Später vor Gericht gab sie an, dass sie sich deshalb so sicher gewesen wäre, weil es ihr die Stimmen gesagt hätten.

Nun kann man sich natürlich die Frage stellen, ob nicht vielleicht Johanna auch an der Reaktion einiger im Saal gespürt hat, dass der König hereingekommen war. Menschliches Verhalten ist durchaus verräterischer als man so meint. Andererseits wird man noch sehen, wie präzise Johanna Dinge einschätzte und vorhersagte. Was die behaupteten "Stimmen" schon recht wahrscheinlich macht.

Nun endlich konnte Johanna  ihre Botschaft dem König persönlich  ausrichten:"Sehr edler Herr Dauphin, ich bin gekommen und von Gott gesandt, um dir und deinem Königreich Hilfe zu bringen "

Fortsetzung folgt


Donnerstag, 19. Januar 2017

Johanna (4): Aufbruch und eine alte Prophezeiung

Johanna von Orléans: Das unglaubliche Mädchen


Im Dezember des Jahres 1428 befahlen die Johannas "Stimmen", dass sie nach Vaucouleurs aufbrechen und den dortigen Stadtkommandanten Robert de Baudricourt aufsuchen sollte, da er allein die Macht hätte sie zum König zu senden.

Johanna tat wie ihr geheißen, wobei sie heimlich ihr Elternhaus und Heimatdorf verließ. Sie ging wohl berechtigterweise davon aus, dass ihr Vater sie hätte niemals ziehen lassen.

Tatsächlich gelang es ihr bis zum Stadtkommandanten vorzudringen. Der aber von ihrer Botschaft, dass sie von Gott gesandt sei um Frankreich zu retten, wenig beeindruckt schien. Was ihn aber am Ende doch veranlasst hat sie offiziell mit einer Eskorte zum König nach Chinon zu senden, ist schwer zu sagen.

Es mag eine Rolle gespielt haben, dass im Volk schon länger eine Prophezeiung kursierte: Wenn die Not gross sei, werde eine Jungfrau kommen und Frankreich retten. Offensichtlich sah die Bevölkerung von Vaucouleurs in Johanna die angekündigte Jungfrau und übte somit wahrscheinlich einen gewissen moralischen Druck auf de Baudricourt aus. So dass dieser schließlich nachgab: "Geh, geh ... und komme, was da mag!"

Bis hierher ist das schon eine seltsame Geschichte. Eine alte Prophezeiung, ein Bauernmädchen, dass eigentlich lieber zuhause geblieben wäre, aber dem Befehl von Stimmen folgt. Ein Stadtkommandant, der dem Wunsch eines 16-jährigen Mädchen nachgibt und sie zum König schickt ... das hat schon was. Ist aber nichts im Verhältnis zu dem, was noch folgen sollte.

Fortsetzung folgt

Samstag, 14. Januar 2017

Johanna (3): Wie alles begann!



Für mich persönlich steht außer Frage, dass Johanna tatsächlich Stimmen gehört und Visionen gehabt hat. Sie - in einer gewissen Weise - die wegweisende Kraft in ihrem Leben waren.
  Aber wir müssen uns natürlich die Frage stellen, was es eigentlich mit diesen Stimmen und Visionen auf sich hatte. Entsprangen sie ihrem Unterbewusstsein oder einem sehr lebhaften Einbildungsvermögen, oder waren sie - wie von Johanna behauptet - tatsächlich übernatürlicher Natur?

Das erste Mal soll Johanna im Alter von 13 Jahren eine solche stimmlich-visionäre Erfahrung gemacht haben:
... diese Stimme kam zur Mittagszeit im Sommer in dem Garten ihres Vaters.Und das erste Mal hatte sie große Angst. Sie hörte die Stimme auf der rechten Seite, der Kirche zu ... und nach dem sie die Stimme bei drei Gelegenheiten gehört hatte, wußte sie, dass es die Stimme eines Engels war.

Recht bald konnte sie diese und andere Stimmen genauer zuordnen, denn sie gaben sich ihr in Erscheinungen und Visionen zu erkennen. Hier sind in erster Linie der heilige Michael, die heilige Katherina und die heilige Margarete zu nennen.Sie beschrieb ihr Aussehen und Verhalten im Prozess auch recht anschaulich.
   In den nächsten drei Jahren kam es es immer wieder zur Kontaktierungen mit den "Heiligen". Mal erschienen sie einfach ohne Voranmeldung, manchmal rief Johanna sie herbei. Immer wieder wurde ihr mitgeteilt, dass sie ihre Heimat verlassen und Frankreich retten müsse. Sie ein auserwähltes Werkzeug Gottes sei!
   Vorweggreifend möchte ich kurz erwähnen, dass die Engländer ihr bezüglich dieser Stimmen und Visionen durchaus glaubten, aber einen dämonischen Ursprung vermuteten. 

Fortsetzung folgt

Freitag, 13. Januar 2017

Johanna (2): Ihre Kindheit


Das Leben von Johanna von Orleans ist außergewöhnlich gut dokumentiert, was in erster Linie an den genauen Aufzeichnungen zweier Prozesse (1. Englischer Verurteilungsprozess  und 2. Französischer Rehabitationsprozess)  liegt. 

Johanna wurde am 6.Januar 1412 in Domremy, einen kleinen Dorf in Lothringen (Frankreich), geboren. Dort wuchs sie ganz normal in einem Bauernhaushalt auf. Sie war in einem gewissen Sinne ein einfaches Mädchen vom Lande ohne große Bildung. Auffallend war aber ihre stark ausgeprägte Frömmigkeit, wie sich beispielsweise in einer fast täglichen Beichte äußerte.

Vermutlich hätten wir nie etwas von ihr gehört, wenn sie nicht plötzlich ihr dörfliches Idyll hinter sich gelassen hätte um Frankreich vor der drohenden Niederlage gegen die Engländer zu erretten. Wie um Alles in der Welt kann ein einfaches Bauernmädel auf eine solch aberwitzige idee kommen? Und diesen Plan dann auch noch mit großer Ernsthaftigkeit in die Tat umsetzen?

Auf diese Frage hat sie immer wieder - zuletzt im englischen Verurteilungsprozess (1431) - eindeutig Auskunft gegegen: "Alles, was ich Gutes getan habe, tat ich auf Befehl meiner Stimmen!" Ihr Husarenritt durch die Weltgeschichte geschah also auf höherem Befehl?

Fortsetzung folgt


Mittwoch, 11. Januar 2017

Johanna (1) : Ein Mädchen vom Lande schreibt Geschichte

 



Johanna von Orleans (1412 -1431) war eine der schillendsten Figuren der Weltgeschichte. Ein französisches Bauernmädchen, was plötzlich aus dem Nichts auftauchte und innerhalb kürzester Zeit der Gang der europäischen Geschichte veränderte.


Sie selber - und später alle Franzosen - sah sich als ein Werkzeug der Vorsehung. Ihre englischen Widersacher sahen in ihr eine Botin des Teufels. Wieder Andere sehen in ihr heute eine begabte, neurotisch-selbstbewusste Jugendliche, der der Zufall in äußerst begünstigender Weise zu Hilfe gekommen ist.

Was aber nun ist die richtige Sichtweise? Um dies beurteilen zu können, sollten wir uns ihr Leben mal etwas genauer anschauen! 

Fortsetzung folgt

Dienstag, 10. Januar 2017

Gibt es eine Art "Vorsehung" - eine gelenkte Weltgeschichte?



Es gibt zahlreiche berühmte Verfechter und Gegner der These, dass die Geschicke der Welt von einer höheren Macht/höheren Mächten gelenkt würde. Galt es früher als eine klare Tatsache, so haben diejenigen, die vom puren Zufall in der Geschichte ausgehen, in den letzten 200 Jahren deutlich an Zahl und Gewichtigkeit zugenommen. Deshalb möchte ich mich jetzt auch gleich zu Beginn meiner Aufsatzreihe klar positionieren.

Als Christ besteht für mich nicht der geringste Zweifel, dass eine solche Lenkung in der Geschichte vorliegt. Und ich glaube auch dies durch gute Argumente und Beispiele untermauern zu können. Nicht in einem manipulativen, sondern einem redlichen Sinne.

Diese Redlichkeit in der Argumentation und den angeführten Beispielen ist nicht selbstverständlich. Allzu oft erlebt man, dass die eigene Weltanschauung oder "Parteiung" zur reinen Meinungsbildung verkommt. Man möchte Anhänger gewinnen, Menschen überzeugen ... egal wie und auf welche Weise. Eine solche Gesinnung lehne ich zutiefst ab. Entweder auf redliche Weise oder gar nicht!

In diesem Sinne hoffe ich tatsächlich den ein oder anderen davon überzeugen zu können, dass es so etwas wie eine Lenkung in der Weltgeschichte gibt

Fortsetzung folgt