Mittwoch, 18. März 2015

Irren ist menschlich!

 
Vor einer Reihe von Jahren wurde ich von einigen Leuten hart attackiert und kritisiert aufgrund meines abwartenden Verhaltens in meiner damals recht schwierigen  Lebenssituation. Einerseits war ich wütend, andererseits deprimiert. Man urteilte nach dem Augenschein, ohne aber mich und meine Situation wirklich zu kennen!
      Eines Nachmittags fuhr ich in die Universität, wie ich es damals häufiger tat, und begab mich in den Bereich der Fachbibliotheken zum Lesen. Ich hatte gerade meine Sachen im Schließfach verstaut und ging an der Buchregistratur vorbei, als ich eine Frau lachend sagen hörte: "Irren ist menschlich!"
     Dieser Satz traf mich in meinem Innersten, ohne dass ich den Grund dafür hätte nennen können. Etwas irritiert machte ich mich auf den Weg zu meinem Lieblingsplatz. Nach einigen Metern kam ich plötzlich auf die Idee, meine Richtung zu ändern. So bog ich links ab und ging einfach wie in einer Art "Blindflug" ziellos weiter, gerade wie es mir in den Sinn kam. Ich war gespannt: Wo würde es mich hinführen?
     Schließlich stoppte ich vor einem Buchregal und griff ohne Hinsehen hinein. Ich holte ein Buch heraus und schaute neugierig auf den Titel. Über den Irrtum, war da zu lesen. Hastig schlug ich die erste Seite auf und las die Überschrift des ersten Kapitels: Irren ist menschlich! 
 
Um es noch einmal klar herauszustellen, zwischen der Bemerkung der Frau "Irren ist menschlich" und dem Blick auf das Kapitel "Irren ist menschlich" lagen etwa zwei Minuten experimenteller Blindflug durch eine riesige Bibliothek im Vertrauen auf eine göttliche Lenkung. 
     Den Rest des Nachmittags verbrachte ich mit diesem Buch und las es bis zur Hälfte durch. Als ich schließlich es wieder zurückstellte und kurz danach die Bibliothek verließ, war ich ein getrösteter Mensch. 
     Ich hatte begriffen, dass der Irrtum ein Teil der menschlichen Natur ist und sich - in der ein oder anderen Weise - bei jedem Menschen.Und dies ist viel häufiger der Fall, als es uns lieb sein könnte. Und in diesem Sinne wurde dann auch der Irrtum meine Kritiker verständlicher und leichter erträglich. Es war eben ... menschlich!